Am gestrigen Abend gab es im ZDF wieder eine denkwürdige Sendung von Markus Lanz.
Allgemein war es eine Sternstunde des deutschen Fernsehens! Wir wollen deswegen einen genaueren Blick auf das Gespräch zwischen Markus Lanz und der neuen Linke-Vorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow werfen.
In weiser Voraussicht nenne ich diesen Artikel mal „Markus Lanz grillt…“ da ich das Gefühl habe, daraus könnte in naher Zukunft eine Serie werden. Bereits Anfang der Woche wurde der neue CDU-Chef Armin Laschet, im wahrsten Sinne des Wortes, von Markus Lanz gegrillt.
In anderen Parteizentralen hat man sich wahrscheinlich schon vor lauter Schadenfreude die Hände gerieben und nicht damit gerechnet, dass es unmittelbar so kurz danach erneut zu einer Wiederholung kommen könnte. Diesmal hat es aber das politische Spektrum auf der gegenüberliegenden Seite getroffen.
Markus Lanz ist kein Neuling in der Branche. Vielen ist er noch als Nachfolger von Thomas Gottschalk aus Wetten, dass in Erinnerung und seine Talkshow ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des deutschen Fernsehens. Nicht immer lief dabei alles rund. Manche Zuschauer stören sich daran, dass Markus Lanz seinen Gästen ins Wort fällt. Und ja, so ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Gerade bei Personen außerhalb des politischen Spektrums stößt einem das öfters übel auf und hat auch mir manche Sendung ein wenig versaut.
Jetzt aber scheint er genau das richtige Betätigungsfeld für dieses Talent gefunden zu haben:
Gäste aus dem politischen Segment!
Inzwischen ist man als Zuschauer doch eher gelangweilt, wenn sich Politiker in div. Talkshows die Klinke in die Hand geben. Es gibt fast ausschließlich Wischiwaschi-Aussagen von diesen und die Moderatoren haken nicht wirklich nach. So wurden politische Talkshows in den vergangenen Jahren langweilig und austauschbar.
Habe ich z.B. früher noch gerne Sendungen dieser Art verfolgt, ist mir meine Zeit inzwischen zu schade dafür. Markus Lanz aber hat es geschafft, mit nur zwei Sendungen, dass ich zumindest bei ihm wieder voll dabei bin!
Grill den Henzler die Hennig-Wellsow
Zu Beginn des Gesprächs durfte sich Hennig-Wellsow noch wohlfühlen, denn Lanz fragte sie:
„Was wäre das für ein Land, wenn sie morgen Bundeskanzlerin oder Finanzministerin wären?“
Worauf sie lächelnd antwortete:
„Zunächst wäre es total schön, wenn ich morgen Bundeskanzlerin wäre!“
Was Markus Lanz trocken mit:
„Vielleicht?! Ich bin mir noch nicht sicher…“ konterte.
Das bis dato noch vorhandene Lächeln verschwand jetzt sehr schnell und blitze im Laufe des späteren Gesprächs nur noch aus Verlegenheit auf.
Hennig-Wellsow lieferte erst einmal das ab, was sie umsetzen würde. Fix wurden die Punkte
- Schuldenbremse abschaffen
- Vermögenssteuer
- Vermögensabgabe
in den Raum geworfen.
Bereits bei der Vermögensabgabe hakte Lanz nach und wollte wissen, wo diese genau beginnt. Hennig-Wellsow nannte 5%. Das Gespräch wechselte dann recht schnell auf den Spitzensteuersatz, den Hennig-Wellsow nicht einmal genau kannte. Sie ging von 42% aus, worauf Markus Lanz wieder trocken „jaja plus 3!“ entgegenbrachte.
Auf die Frage, wo sie denn den Spitzensteuersatz gerne ansetzen möchte, entgegnete Hennig-Wellsow bei 50%, worauf Lanz nachhakte: „Plus Soli oder was kommt da noch obendrauf?“.
Spätestens jetzt wurde der Grill angeworfen und man merkte Hennig-Wellsow ihr Unwohlsein an, da sie sich nervös auf dem Stuhl hin- und herbewegte.
Als nächstes wollte Lanz wissen, ab welchem Einkommen denn der Spitzensteuersatz gelten soll. Was folgte war erst einmal das übliche um den heißen Brei reden, was er jedoch nicht gelten ließ. Hennig-Wellsow, die inzwischen schon mehr als deutlich mit der Situation überfordert war, warf dann kapitulierend die 80.000 Euro Jahreseinkommen in den Raum.
Jetzt lief Lanz zur Höchstform auf und er konfrontierte sie mit allem, was die Linken gerne haben wollen:
Also 80.000 Euro Jahreseinkommen, dann kommt obendrauf noch die Vermögensabgabe und er wollte wissen, was denn genau zu diesem Vermögen hinzuzurechnen sei. Also ist es das Häuschen, sind es Aktien, ist es das Bild an der Wand etc.
Hennig-Wellsow antwortete daraufhin, es wäre alles, was man als Vermögen anrechnen kann!
Dies war der Moment, als für die Parteivorsitzende die Falle zuschnappte. Und Lanz brachte ein sehr naheliegendes Beispiel, mit dem sich die Parteianhänger beim Entwurf ihres Programms wahrscheinlich nur oberflächlich bzw. gar nicht beschäftigt haben.
„Jemand, der sich im Großraum München damals ein Haus für 250.000 DM gekauft hat und welches heute vielleicht 1,2 Millionen Euro wert ist der zahlt Vermögenssteuer?“
Hennig-Wellsow merkte nun, dass es kritisch wurde und warf dann zur Beruhigung das Zauberwort „Bestandsschutz“ in den Raum, welchen es dann wohl geben würde. Der Versuch, mit der Erbschaftssteuer kurz darauf eine neue Nebelkerze zu werfen, gelang Hennig-Wellsow allerdings nicht. Lanz fragte nach wie hoch diese sei, worauf sie kleinlaut zugeben musste, dass sie das nicht Einzeln im Kopf habe.
„Nicht das ich ihr Programm besser kenne als sie, das wäre fatal“
Weiter ging es jetzt mit der genauen Nachfrage nach der Vermögensabgabe. Hier wurde ein Wert von 2 Mio. Euro genannt, wo laut dem Programm der Linken dann bitte doch 10% fällig werden sollen.
Lanz wollte nun die Steigerungen wissen, wo die Parteivorsitzende erneut ins Schlingern geriet. Sie sprach auf einmal von 2%, wo es kurz darauf von Markus Lanz zur legendären Aussage kam:
„Nicht das ich ihr Programm besser kenne als sie, das wäre fatal“
Diesen Fehler kann man ihr aber verzeihen. Gedanklich war Hennig-Wellsow noch bei den 2 Mio. Euro. Jedoch gab ihr dieser schnippische Satz den rhetorischen Todesstoß.
Die Vermögensabgabe soll sich zudem noch bis zu 30% steigern. Ab wann das der Fall ist, musste aber Hennig-Wellsow wieder raten und meinte:
„Ich glaub ich habe im Kopf 10 Millionen!“
Worauf Lanz wieder trocken fragte:
„Also jemand der 10 Millionen hat, der drückt einmalig 3 Millionen ab?“
Was Hennig-Wellsow mit einem fast schüchternen „Ja!“ bestätigte.
„Zusätzlich zu den Steuern, die er eh schon zahlt?“ fragte Lanz weiter.
„Ich finde das angemessen!“ antworte Hennig-Wellsow schulterzuckend und genervt.
Wer aber glaubt, dass die Tortur für die Parteivorsitzende hier ein Ende hatte, der irrt. Lanz hakte weiter nach und wollte wissen, wo jemand 3 Millionen Euro hernehmen soll, wenn das Vermögen z.B. in einer Immobilie steckt.
„Das muss man sich im Einzelnen anschauen!“ gab eine völlig überforderte und sich auf dem Stuhl windende Hennig-Wellsow von sich.
Zum Ende des Gesprächs wollte Lanz noch einmal wissen, ob sie dafür sei den Kapitalismus abzuschaffen. Ein
„Das entscheiden die Wählerinnen und Wähler!“
ließ Lanz nicht gelten und fragte:
„Ich frage Sie, Frau Hennig-Wellsow!“
Diese gab dann nur noch von sich:
„Ich kritisiere das System, das ist so!“
Sternstunde des Fernsehens
Lieber Markus Lanz, ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor dieser Meisterleistung! Für mich war dies wieder einmal eine journalistische Glanzleistung und ich würde mir solche Erlebnisse im deutschen Fernsehen öfters wünschen.
Wer immer vorschnell mit Aussagen wie „gleichgeschaltete Medien“ zur Hand ist, der wurde hier eines Besseren belehrt.
Zudem finde ich es gut, dass Politiker jetzt zumindest mal eine Sendung haben, wo sie nicht einfach nur einen simplen PR-Termin runterreißen können, sondern auf Herz und Nieren geprüft werden.
Natürlich weiß man, dass Politiker in erster Linie gute Generealisten und keine Spezialisten sein sollen. Die Betonung liegt aber auf „gute“, wenn nicht sogar „sehr gute“.
Wie hat euch die Sendung gefallen? Habt ihr sie gesehen? Wenn nicht, dann schaut unbedingt in der ZDF-Mediathek vorbei und wählt dort die Sendung vom 31. März 2021.
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